János von Neumann zu Margitta (* 28. Dezember 1903 in Budapest; † 8. Februar 1957 in Washington, DC) war ein Mathematiker
deutsch-ungarischer Herkunft. Während seiner Zeit in Deutschland nannte er sich Johann von Neumann; heutzutage ist er vor
allem unter seinem in den USA gewählten Namen John von Neumann bekannt.
János Neumann entstammte einer jüdischen Bankiersfamilie, die durch den Kauf eines Adelstitels in den Adelsstand
der österreichisch-ungarischen Monarchie erhoben worden war. Schon als Kind zeigte er jene überdurchschnittliche
Intelligenz, die später das Staunen selbst von Nobelpreisträgern hervorrief. Er besaß ein außergewöhnliches Gedächtnis,
das ihm beispielsweise erlaubte, den Inhalt einer Buchseite nach einem kurzen Blick darauf präzise wiederzugeben.
Schon als Gymnasiast glänzte er durch mathematische Leistungen und veröffentlichte mit 17 Jahren seinen ersten
mathematischen Artikel.
Am Anfang seiner Karriere als Mathematiker beschäftigte sich von Neumann unter anderem mit der Entwicklung der
axiomatischen Mengenlehre, für die er noch als Student einen neuen Ansatz fand, und mit der Hilbertschen Beweistheorie.
Von Neumanns Quantenmechanik-Buch genoss einen derartigen Ruf, dass selbst sein „Beweis“ der Unmöglichkeit
von Hidden-Variable-Theorien, der zwar korrekt war, aber von falschen Voraussetzungen ausging, lange nicht hinterfragt wurde.
Die Physiker bevorzugten jedoch zu von Neumanns Leidwesen die fast gleichzeitig veröffentlichten
Principles of Quantum mechanics von Dirac, in der das angesprochene mathematische Problem durch Einführung von
Distributionen umgangen wurde, die bei den Mathematikern zunächst verpönt waren, ehe sie auch dort Ende
der 1940er Jahre ihren Siegeszug antraten.
In den 1930er Jahren entwickelte von Neumann in einer Serie von Arbeiten mit Murray die Theorie der Algebra von
beschränkten Operatoren in Hilberträumen, die Jacques Dixmier später von-Neumann-Algebren nannte.
Ein weiteres Arbeitsfeld der 1930er Jahre in Princeton war das berühmte Ergodenproblem, bei dem es um die mathematische
Grundlegung der statistischen Mechanik in klassischen Systemen geht. Von Neumann hatte in Deutschland diese Fragen schon
von quantenmechanischer Seite behandelt. Nachdem Koopman das Problem in Operator-Form gebracht hatte, griff von Neumann
es auf und lieferte sich unfreiwillig ein „Duell“ mit dem bekannten amerikanischen Mathematiker George David Birkhoff.
Wie er später sagte, hätte er eine Zusammenarbeit vorgezogen.
Von Neumann gilt als einer der Väter der Informatik. Nach ihm wurde die so genannte Von-Neumann-Architektur benannt,
ein Computer, in dem Daten und Programm binär codiert im selben Speicher liegen. Das Programm selber kann somit
im laufenden Rechenvorgang verändert werden und durch bedingte Sprungbefehle von der festgelegten Reihenfolge der
gespeicherten Anweisungen abgewichen werden.
Von Neumann leitete ab 1949 am Institute for Advanced Study schließlich ein eigenes Computerprojekt, den IAS Computer,
in dem er seine Ideen verwirklichen konnte, darunter auch viele Programmierkonzepte, die er quasi nebenbei entwickelte.
1953 entwickelte er auch die Theorie selbstreproduzierender Automaten, für die er ein kompliziertes Beispiel angab.
Ideen dafür soll er auch beim Spielen mit einem Bauklötzchen-Spiel ausprobiert haben. Science-Fiction-Autoren
stellten sich die Besiedlung unserer Galaxie mit solchen Automaten vor und prägten dafür den Namen Von-Neumann-Sonden.
Von Neumann starb nach einem qualvollen Krebsleiden, das möglicherweise durch seine Teilnahme an Nukleartests
verursacht worden war, im Washingtoner Walter Reed Hospital. Ein Soldat hielt vor dem Zimmer Wache, damit er im Delirium
keine Staatsgeheimnisse weitergab. Noch auf dem Totenbett schrieb er an seinem Buch „Die Rechenmaschine und das Gehirn“,
in dem er den Besonderheiten des „Computers“ im menschlichen Kopf nachging. Er gilt als einer der genialsten und
vielseitigsten Mathematiker des 20. Jahrhunderts. Sein wichtigstes Vermächtnis wird aber wohl das zentrale
Arbeitsgebiet seiner letzten Lebensjahre sein, das Konzept des modernen Computers.
|
|